Okkupation und Recht – antike und moderne Reflexionen eines Humanisten (Mieczysław Jastrun)

Marek Kuryłowicz

Abstract


Mieczysław Jastrun, der polnische Dichter und Essayist (1903–1983), äußerte sich vielmals
über das Grauen des Lebens unter der deutschen Okkupation. Das katastrophische Bild ist bei ihm
mit der Einstellung eines die Menschenwürde verfechtenden Humanisten verbunden. Seine Aufmerksamkeit
auf menschliche Probleme zu richten, blieb immer ein Jastruns eigenartiges Merkmal.
Dazu gehörte auch das Recht, das von ihm als menschenfreundlich oder unmenschlich begriffen
war. Das Symbol des menschenfreundlichen und gerechten Rechts ist das dem unmenschlichen
Recht der Okkupationszeit entgegengestellte römische Recht. Dieses Motiv kommt noch einige
Male in Essays und Erinnerungen von Jastrun wieder.
Die Geschichte des antiken Roms und des ganzen Altertums wurden von ihm jedoch nicht idealisiert.
Der Dichter gibt sich keinen Illusionen hin, dass das Recht im Altertum im Dienste der Gewalt
und der Macht des Staates war. Andererseits, nach den Zeiten des Zweiten Weltkrieges und Faschismus,
wo „prawo rzymskie przestało istnieć“ – „das römische Recht zu bestehen aufgehört hat“,
sah er die Tradition des römischen Rechts in der Geschichte Europas als ein überzeitliches Symbol
des humanitären Rechts, als eine große universelle ethische Metapher. Auf solch eine Art und Weise
begriffen ist es dem unmenschlichen, tyrannischen und unbarmherzlichen, insbesondere dem Recht
des Okkupanten und im weiteren Sinn – dem Recht des totalitären Staates entgegengesetzt.

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DOI: http://dx.doi.org/10.17951/g.2013.60.1.53
Date of publication: 2015-07-15 00:14:52
Date of submission: 2015-07-11 01:23:00


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