Demokratisierung – moralisches Ideal der Kulturpolitik. Die philosophische Revision von Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft von P. Bourdieu

Abstract

Demokratisierung ist zu einem reflexartig akzeptierten moralischen Ideal der Kulturpolitik geworden. Sie beruht mehr oder weniger bewusst auf Pierre Bourdieus Forderung, Kants Unterscheidung zwischen reinem Geschmack und barbarischem Geschmack abzuschaffen. Eine genauere Analyse der theoretischen Annahmen und der kulturellen Praxis zeigt, dass das in dieser Form zum Ausdruck gebrachte und angewandte Ideal innerlich widersprüchlich ist und sicherlich nicht universell in allen Kulturbereichen angewandt werden kann. Die korrekte Artikulation des Ideals der Demokratisierung darf nicht auf der Leugnung der Kantischen Ästhetik beruhen, sondern erfordert vielmehr eine Rehabilitation in die u. a. von Herbert Marcuse bestimmte Richtung. Der Artikel präsentiert undogmatische Argumente für die Aufrechterhaltung des elitären Charakters der Aktivitäten der legitimen Institutionen der künstlerischen Kultur dar. Wenn die Demokratisierung ein wahres moralisches Ideal (im Einklang mit ihrer Vorstellung) darstellen soll, dann funktioniert die Autonomie der Hochkultur zu ihren Gunsten.