Der Einfluss des Pantheismus auf die Politik

Abstract

In diesem Artikel stelle ich – ganz allgemein – den Einfluss verschiedener Spielarten des Pantheismus auf die weit verstandene Politik. Indem ich den historischen Hintergrund skizziere, unterscheide ich drei Spielarten des Pantheismus: harmonisch, dynamisch und emanativ. Ich behaupte, dass wir es jetzt nach der Niederlage des dynamischen Pantheismus, dessen politische Nachlese der Nationalsozialismus und der Kommunismus waren, mit einem qualitativen Umbruch in der westlichen Zivilisation und Kultur zu tun haben, der – aus weltanschaulicher Sicht – unter der Schirmherrschaft einer neuen Spielart des harmonischen Pantheismus steht. Er ist der Klebstoff (gemeinsamer und integrierender Teil) von drei stark interagierenden kulturellen Strömungen innerhalb der sogenannten „Hochkultur“: der radikalen ökologischen Philosophie und Umweltethik, der neuen Spiritualität und des Posthumanismus. Diese Welle schlägt mit besonderer Wucht auf die Hauptkomponenten (ich unterscheide fünf) des neuzeitlichen platonisch-christlich-aufklärerischen Paradigmas (und – verwandt mit dem letzteren – des Liberalismus in der Politik) ein. Ich betrachte mit Besorgnis, dass wir, indem wir die Fehler des alten Paradigmas bekämpfen und es durch ein neues, auf harmonischem Pantheismus gegründetes Paradigma ersetzen (das zum utopischen und antiindividualistischen Denken neigt), „das Kind mit dem Bade ausschütten“ und „vom Regen in die Traufe kommen“.