Informationskrise und Schweigen in philosophischer und kultureller Perspektive

Abstract

Unter den vielen Formen zeitgenössischer soziokultureller Krisen ist die Informationskrise, die eine Begleiterscheinung der postmodernen Informationszivilisation darstellt, eine besonders schwierige Form. In einer häufig anzutreffenden pessimistischen Sichtweise wird die Informationskrise als Überproduktion von textlichen, visuellen und akustischen Informationen verstanden, die in der Umgangssprache und in der Hochkultur stattfindet. Diese Überproduktion führt zur Entwertung von Informationen und zu anderen, weniger vorhersehbaren und schwerwiegenden Folgen. Gewöhnlich sieht man in einer solchen katastrophalen Sichtweise keine Möglichkeit mehr, sich aus diesem „erstickenden“ Übermaß an Information zu befreien. In diesem Artikel wird jedoch versucht, die Möglichkeit einer umfassenderen und realistischeren Perspektive auf die Informationskrise aufzuzeigen und darzustellen. Bei der Erarbeitung dieses umfassenderen Bildes der gegenwärtigen Informationskrise sowie der Krise an sich werden Forschungsergebnisse aus verschiedenen Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften, d.h. aus der kognitiven Psychologie, der Psychologie der menschlichen Entwicklung, der Psychologie der Krise und der Krisenintervention sowie der Kultursoziologie, berücksichtigt. Der Beitrag ist somit interdisziplinär angelegt, wird aber letztlich durch eine philosophisch-kulturelle Synthese gekrönt. In Anlehnung an den Kultursoziologen Tomasz Szlendak werden auch Abhilfestrategien gegen die negativen Erscheinungsformen der Informationsüberflutung beschrieben, wobei dem Wert der Stille besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.